„Es freut mich richtig, dass das heute alles so einfach geht“, meint Willy Perschbacher, als er sich die modernen, teils vollautomatischen Methoden zur Analyse von galvanischen Bädern demonstrieren lässt. Selbstverständlich ist das für den heute 86-jährigen Galvaniseur- und Metallschleifer-Meister sowie Chemikalien-Hersteller im Ruhestand (seit 2010) keineswegs, denn während seines Berufslebens war dieser Prozess noch weitaus umständlicher und gefährlicher – dabei erinnert er an vergangene Zeiten, als man noch händisch, sogar ohne Gummischürze, -handschuhe und Schutzbrille, Proben aus dem Beschichtungsbad entnahm und aufwendige Tests zur Bestimmung der Lösungen durchführte.
Willy Perschbacher freut sich: „Endlich kinderleicht!“ Foto: B+T Unternehmensgruppe
Im April 1935 in Hungen geboren, war die Kindheit für Willy Perschbacher alles andere als einfach.
Als achtes von neun Kindern war seine Kindheit von Entbehrungen während des 2. Weltkrieges und
der Nachkriegszeit geprägt. Schon früh war klar, dass sein Interesse an Technik, die Neugierde und
der Forschungsdrang auch bei der Berufswahl eine große Rolle spielen würden. Im Alter von 14 Jahren
begann er eine Ausbildung als Galvaniseur beim Elektrochemie-Unternehmen Karl Fister.
Angetrieben von seiner Neugier probierte Willy Perschbacher verschiedene Methoden und
Chemikalien aus, wobei sein großer Bruder als Apotheker bei der Beschaffung der benötigen
Chemikalien behilflich war.
Als 19-jähriger fand Willy Perschbacher bei EOS Günther in Driedorf Mademühlen als Galvaniseur
Beschäftigung, dort wurden unterschiedliche Metallteile für verschiedenste Zwecke und
Anforderungen beschichtet – Gelegenheit für den Chemie- und Metallexperten, seine
Experimentierfreude auszuleben.
Bereits im Alter von 26 Jahren legte Willy Perschbacher seine Meisterprüfung ab. Neben seiner
Tätigkeit als Galvanikleiter bei Hailo in Haiger machte er sich auch einen Namen als
Chemikalien-Produzent
und lieferte seine Produkte an namhafte Beschichter in Mittelhessen. Dabei kam es
gelegentlich vor, dass nach Beendigung der abendlichen Mahlzeit der Esszimmertisch abgeräumt und
zum Labortisch umfunktioniert wurde, sodass am folgenden Morgen die Chemikalien pünktlich vor
Schichtbeginn ausgeliefert werden konnten.
1976 bot sich die Gelegenheit mit Werner Ruhl eine kleine Galvanik mit 6 Beschäftigten in Marburg
zu erwerben. Damit wurde der Grundstein für die Erfolgsgeschichte von Ruhl & Co. gelegt. Das
Unternehmen wuchs und ein neuer Standort in Wetzlar wurde gegründet. Zum ersten Mal wurde
auch ein eigens für die Analyse der Galvanikbäder eingerichtetes Labor beim Neubau mitgeplant und
in Betrieb genommen.
Mit dem Einstieg von Schwiegersohn Frank Benner im Jahr 2006 bekam Willy Perschbacher
Verstärkung bei der Unternehmensführung und neue, moderne Produktions- und Analysenmethoden
sowie Prüfverfahren, zum Beispiel mit Röntgenfluoreszenz-Technologie, hielten Einzug. Die
permanente Weiterentwicklung der Systeme hat unter anderem das RF-200 CF Pro hervorgebracht,
das vollautomatisch, selbständig, prozessnah, direkt an der Beschichtungsanlage den Metallgehalt
des Bades misst und Daten an die Steuerung zum Nachschärfen weitergibt – und das im
Minutentakt.
Eine große Bereicherung ist zudem der alino® aus dem Hause Gravitech, der gravimetrische Titrator
mit Schritt-für-Schritt-Menüführung.
Digital vernetzt und beliebig erweiterbar sind diese Analysenverfahren eine enorme Erleichterung für
die Produktion. Mit der via Computer- oder Mobile-App gesteuerten Dosierung wird die Bedienung in
der Produktion sauber und zudem kinderleicht.
„Endlich!“, freut sich Willy Perschbacher.