Technik vs. Mensch?
SmARtPlaS, Smart Augmented Reality Plating Services, stellt die Menschen in den Mittelpunkt
Am Dienstag, den 20.06.2023 fand in der documenta-Stadt Kassel die Veranstaltung „Datenorientierte Wertschöpfung nachhaltig
gestalten“ statt, wo 13 vom Bund geförderte Projekte rund um das Thema internetbasierte Dienstleistungen im industriellen Kontext,
mit dem Fokus auf Virtual- und Augmented Reality-Technologien ihre Ergebnisse und Lösungen abschließend präsentieren durften.
Dazu gehörte auch das Forschungsprojekt „SmARtPlaS – Smart Augmented Reality Plating Services“, an dem die B+T Oberflächentechnik
GmbH als Anwendungspartner teilnimmt.
SmARtPlaS-Repräsentanten, vlnr.: Fabian Herbst und Frank Benner (B+T Unternehmensgruppe),
Sophia Kohn (TU Braunschweig), Sebastian Breuckmann (DiTEC Dr. Siegfried Kahlich & Dierk Langer GmbH),
Ernst-Udo Sievers und Berthold Seßler (eiffo eG), Mike Freitag (Universität Stuttgart).
Ansicht eines Dashboards. Jeder einzelne Sensor liefert Daten, die einzeln betrachtet oder thematisch geclustert bzw. kumuliert werden können.
Frank Benner, CEO der B+T Unternehmensgruppe als Keynote-Speaker bei der Abschlussveranstaltung
Während der Vorträge wurde live mitskizziert und porträtiert.
Die Problemstellung
Zusammen mit sieben weiteren Partnern aus Industrie und Forschung stellte man sich der Herausforderung,
die komplexen und spezifischen galvanotechnischen Prozesse digital zu erfassen, die Vielzahl an verschiedenen
Anlagen und Software-Lösungen smart miteinander zu vernetzen, Daten zu erheben, Informationen zielgerichtet
aufzubereiten und sie den Mitarbeitern in einfacher und auf die Betriebsabläufe abgestimmter Form zur Verfügung
zu stellen, um damit die Anlagenbedienung und vorausschauende Wartung zu optimieren.
Die Lösung
Aufbauend auf der Abbildung der galvanotechnischen Prozesskette als Digitaler Zwilling wurden in SmARtPlaS intelligente
Dienstsysteme entwickelt, die einen ganzheitlich optimierten Betrieb und eine vorausschauende Wartung von Galvanikanlagen
ermöglichen. Die entwickelten Dienste sind modular aufgebaut: Für den elektrochemischen Beschichtungsprozess, die
Beschichtungsanlage, wichtige Peripheriesysteme wie Abluft, Kühlung, Wärmerückgewinnung und Abwasser sowie die übergeordnete Betriebsführung.
Daten aus datenbasierten Ansätze – oder auch Data Mining gewonnene Daten aus der Galvanik-Anlagensteuerung – werden mithilfe
von Algorithmen des Maschinellen Lernens analysiert, mit dem Ziel Muster und Verknüpfungen in den Daten aufzudecken. Daraus
ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die multiple Optimierung der Prozessführung bezüglich Anlagendurchsatz, Energieeinsparung,
Beschichtungsqualität, vorausschauende Wartung usw.
Die daraus abgeleiteten Informationen und Handlungsoptionen werden für die Mitarbeiter mit einfach zu handhabenden
Augmented- oder Virtual-Reality-Werkzeugen verfügbar gemacht. Die einzelnen Module sind als Stand-alone Lösungen für die
Optimierung der jeweiligen Komponenten einsetzbar und lassen sich problemlos auf unterschiedliche Betriebe und Anlagen übertragen.
Die Umsetzung bei B+T
Der industrielle Anwender B+T fand für seinen Betrieb bedarfsgerechte Lösungen für die Umsetzung des Konzepts zur
vorausschauenden Wartung bzw. Darstellung der richtigen Informationen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.
Den Mitarbeitern in der Fertigung werden auf den Werksmonitoren Alarme, Checklisten, anstehende Wartungsaufträge
angezeigt, die Ergebnisse ihrer Tätigkeiten werden als Produktionslisten oder Charts visualisiert.
Die Betriebsleitung ist zudem an weiteren Kennzahlen interessiert, wie z. B. Auftragsplanung, Produktivität,
Stillstandszeiten, Energie-, Material- und sonstige Verbräuche. Spezielle Software-Tools visualisieren dabei die Daten
aus den verschiedenen Datenbanken mittels SQL-Abfrage, die über die Vielzahl an Schnittstellen erfasst und dort abgespeichert
wurden in übersichtlicher Form, individuell konfigurierbar, als Dashboards.
Das Management erhält im automatisierten täglichen (oder sonstigen periodischen) Reporting eine Zusammenfassung aller
relevanten Kennzahlen per E-Mail.
Im frei zugänglichen Info-Center können sich alle Mitarbeiter jederzeit einen Überblick über weitere KPI verschaffen.
Diese werden außerdem regelmäßig abteilungsübergreifend gesichtet und bewertet.
Schlussendlich kann der Kunde in Webinterfaces Informationen, die für ihn von Interesse sind, wie zum Beispiel den
Status seines Auftrages direkt und selbständig in Erfahrung bringen oder auch Lieferscheine bereits abgeschlossener Aufträge
digital herunterladen. Dafür benötigt er lediglich die Zugangsdaten und die entsprechende Berechtigung.
Potenziale der Innovation
Alle Projektpartner stimmen überein, dass die Erkenntnisse des gemeinsamen Projektes von unschätzbarem Wert in der Galvanobranche sind
und weit darüber hinaus. Durch die Vernetzung von Anlagen und Prozessen, der Visualisierung der gewonnenen Informationen, können
Entscheidungen schneller getroffen, Maschinenstillstandszeiten reduziert und Mitarbeiter bei Ihren Aufgaben unterstützt werden.
Angenehmer Nebeneffekt: Roh-, Hilfs- und Betriebsmittel können nicht nur überwacht werden, sondern auch effektiver und effizienter
eingesetzt werden. Das kann Unternehmen helfen, viel Zeit und Geld zu sparen sowie den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Das Vorhaben wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). FKZ: 02K18D110 und betreut vom PTKA
Projektträger Karlsruhe, Karlsruher Institut für Technologie.