Gefahrstoffeinsatz – Sicher im Ernstfall
Übung für die Hüttenberger Feuerwehren
Montagabend, den 28. Oktober, probte die Firma B+T Oberflächentechnik GmbH
in Hüttenberg den Ernstfall: Ein Container mit Chemikalien war
auf der Umschlagfläche für Gefahrstoffe umgekippt und teilweise ausgelaufen –
glücklicherweise nur als Übung. Betriebsleiter und Geschäftsführer
waren bestens vorbereitet, hatten alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen
und waren während der gesamten Übung vor Ort.
Diese realitätsnahe Simulation diente nicht nur der Schulung der Feuerwehren
der Großgemeinde Hüttenberg, sondern auch den Mitarbeitern der Spätschicht.
Feuerwehrmänner in Aktion.
Feuerwehrleute im Vollschutzanzug auf dem Weg zur Gefahrenstelle.
Die Vorbereitungen für die Dekontamination werden getroffen.
Die Chemikalien werden abgepumpt.
Das erste Zweiterteam wird abgelöst.
Dekontamination der Anzüge.
Alle Utensilien finden nach erfolgreicher Übung wieder ihren Platz.
Ablauf der Übung
Bei einem Alarm wird neben der angebundenen örtlichen Freiwilligen Feuerwehr
auch die Firma benachrichtigt, die für die Wartung der Brandmeldeanlage zuständig ist.
Wenige Sekunden nach Alarmauslösung informierte diese den Betriebsleiter
telefonisch über den Alarm.
Binnen kürzester Zeit hatten sich alle Anlagenbediener an der ausgewiesenen
Sammelstelle versammelt und überprüft, ob alle Kollegen anwesend waren.
Während die Feuerwehr auf dem Weg war, wurde die Notfallmeldekette gemeinsam
mit dem Betriebsleiter und dem Geschäftsführer durchgespielt:
Der dienstälteste Mitarbeiter übernimmt dabei die Führung und sorgt
für die Weitergabe wichtiger Informationen an Feuerwehr und Vorgesetzte.
In diesem Fall übernahm der Betriebsleiter die weitere technische Unterstützung
der eingetroffenen Feuerwehren. Sobald sichergestellt war, dass keine Personen
zu Schaden gekommen waren, wurde der Gefahrenbereich fachgerecht abgesperrt.
Ein erster Trupp, ausgestattet mit Chemikalienschutzanzügen (CSA),
rückte zur Erkundung des Unfallorts vor. Der umgekippte IBC-Container war
korrekt gekennzeichnet, sodass die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen rasch
eingeleitet werden konnten. Ebenfalls überprüft wurde, ob das Schott
am Umschlagplatz vorschriftsmäßig verschlossen war.
Im Hintergrund hielt sich der zweite Trupp bereit und löste die erste
Zweiermannschaft ab. Der umgefallene Container wurde fachgerecht gesichert,
sodass keine weiteren „Chemikalien“ austreten konnten.
Im Anschluss wurde die ausgelaufene Flüssigkeit abgepumpt und die
Unfallstelle gereinigt.
Parallel zu diesen Arbeiten am Unfallort bereitete sich ein weiterer Teil
der Mannschaft auf die Dekontamination der CSA-Träger vor.
Ein eigens errichtetes Auffangbecken stellte sicher, dass das beim Abspritzen
der Anzüge abfließende, kontaminierte Wasser sicher aufgefangen wurde.
Das Entkleiden der Schutzanzüge ist ein kritischer Moment, da es zwingend
erforderlich ist, jede Kontamination des Anzugsinneren zu verhindern.
Feuerwehrleute in Spezialanzügen und mit Atemschutzmasken unterstützten
diesen komplexen Prozess.
Bilanz: Vorbildliche Rettungskette und reibungslose Abläufe
Rückblickend lässt sich feststellen: Die Rettungskette funktionierte einwandfrei.
Die Reaktionszeiten und Meldevorgänge aller Beteiligten waren vorbildlich,
und das oberste Ziel, die Sicherheit von Personen und Umwelt zu gewährleisten,
wurde vollständig erfüllt. Auch wenn der Schutz von Firmengebäuden, Maschinen
und Materialien im Ernstfall nicht an erster Stelle steht, darf er
bei der Priorisierung zum angemessenen Zeitpunkt ebenfalls Berücksichtigung finden.
Was ist das Besondere an den Chemikalienschutzanzügen?
Die Vollschutzanzüge für Chemikalien isolieren den Träger vollständig
von der Umgebung, so dass er vor äußeren Einflüssen und Gefahren geschützt ist.
Auch wenn die Anzüge an das Michelin-Männchen oder Astronauten beim Mondspaziergang
erinnern, ist das Tragen alles andere als leicht. Das Gewicht der Schutzausrüstung,
die eingeschränkte Beweglichkeit, das begrenzte Sichtfeld und die Hitzeentwicklung
im Anzug sind körperliche und psychische Herausforderungen, denen die Träger
standhalten müssen. Daher ist die Einsatzzeit auf maximal 20 Minuten beschränkt,
und die Einsätze erfolgen immer in Zweierteams.
Voraussetzungen für die Ausbildung zum CSA-Träger sind unter anderem
die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger und zum Sprechfunker, eine ausgeprägte körperliche
und vor allem psychische Belastbarkeit. Regelmäßige Schulungen unter
realitätsnahen Bedingungen sind unerlässlich, um die Einsatzfähigkeit
zu erhalten und die Qualifikationen jährlich aufzufrischen.
Persönliche Meinung: Respekt und Dank für unermüdliches Engagement
Als Beobachter dieser Übung war es beeindruckend zu sehen, mit welcher Präzision,
Ruhe und Professionalität die Feuerwehrleute vorgingen.
Die Koordination der Maßnahmen, der Einsatz komplexer Technik und die Disziplin
der Einsatzkräfte haben gezeigt, wie wichtig solch intensives Training
für den Ernstfall ist.
Doch dieser Abend hat uns auch die Herausforderungen vor Augen geführt,
mit denen die Feuerwehren zu kämpfen haben: Personalmangel, unzureichende Ausstattung
und zu wenig Übungsmöglichkeiten sind nur einige der Hürden.
Umso unverständlicher ist es, dass diese freiwilligen Helfer,
die sich unermüdlich für die Sicherheit von uns allen einsetzen,
ob beim Wohnungsbrand, beim Unfall auf der Autobahn, bei der Rettung von Tieren u.v.m.,
zunehmend Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt sind.
Sie verdienen unseren vollen Respekt – und keinesfalls Ablehnung.
Ein sicheres Gefühl bleibt: Im Ernstfall sind wir in den besten Händen.
Dafür gebührt den Einsatzkräften unsere größte Hochachtung und tiefe Dankbarkeit.