In Zeiten globaler Unsicherheiten und rasch wechselnder Rahmenbedingungen gewinnt die Resilienz eines Unternehmens eine zentrale Bedeutung. Insbesondere in der Galvanotechnik, einer Branche, die von strengen Regulierungen und technologischen Innovationen geprägt ist, wird Resilienz zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Die Fähigkeit, sich nicht nur anzupassen, sondern auch aus Krisen gestärkt hervorzugehen, ist heute der Schlüssel zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Der Fachaufsatz zeigt anhand von Beispielen, wie die B+T Oberflächentechnik GmbH durch strategische Resilienzmaßnahmen in den Bereichen Energie, Chemie, Ersatzteile und Personal ihre Stabilität sichert und sich auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet.
Energie, Chemie, Mensch: Resilienz als strategischer Faktor für Nachhaltigkeit in einem Unternehmen der Galvanotechnik

Betriebe unterliegen externen Einflussfaktoren

Resilienz im Konzept "Industrie 4.0" des BMWK

Badführung nach dem ProStab-/ProOp-Prinzip

ESG-Bericht 2023 und Zertifikat, das dem Kunden den CO2-Fußabdruck des jeweiligen B+T-Produkts bescheinigt.
Das Wort „Resilienz“ hat seinen Ursprung im Lateinischen „resilire“ und kann mit „zurückspringen, abprallen“ übersetzt werden. Der Begriff ist heute in aller Munde und wird für die Fähigkeit von Personen oder Systemen verwendet, externen Einflüssen standzuhalten und sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.
Bei B+T ist die Überprüfung tatsächlicher und möglicher Störfaktoren ein kontinuierlicher, regelmäßiger Prozess, um rechtzeitig und vorausschauend Maßnahmen zu ergreifen. Das Ziel ist, einen neuen Gleichgewichtszustand zu erreichen, da eine Rückkehr zum Ausgangszustand nicht möglich oder nicht gewünscht ist.
Resilienz in Bezug auf politische Rahmenbedingungen
Verschärfte gesetzliche Vorgaben, wie niedrigere Chemikaliengrenzwerte oder EU-Klimaziele (klimaneutral bis 2050) setzen Galvanotechnik-Unternehmen zunehmend unter Druck. Zudem beeinflussen geopolitische Krisen, wie Kriege und Pandemien, durch Wirtschaftsembargos und Lockdowns die Lieferketten und Produktionsabläufe.
Resilienz in Bezug auf wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Wirtschaftliche Resilienz erfordert eine Anpassung an volatile Märkte und unsichere Lieferketten. Unternehmen müssen ihre Rohstoffversorgung und Energieverfügbarkeit sicherstellen und gleichzeitig die wachsenden Kundenanforderungen im Blick behalten. Flexibilität und vorausschauende Planung sind essenziell, um trotz schwankender Kosten und unvorhersehbarer Marktveränderungen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Resilienz in Bezug auf soziale Rahmenbedingungen
Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel stellen große Herausforderungen dar. Unternehmen müssen sich auf veränderte Bildungssysteme, einen
Wertewandel hin zu Work-Life-Balance und die Integration von Zuwanderern einstellen.
Es gilt, flexibel auf diese Veränderungen zu reagieren und durch nachhaltige Maßnahmen, die Widerstandsfähigkeit zu sichern; dazu zählen alternative
Beschaffungsstrategien, Diversifikation bei Materialien oder Lieferanten, Verbrauchsreduktion oder Lagerbildung sowie den eigenen Betrieb als
attraktiven Arbeitsplatz zu gestalten.
Resilienz im Konzept von Industrie 4.0
Die Integration von Industrie 4.0-Prinzipien ist ein zentraler Bestandteil moderner Resilienzstrategien. B+T orientiert sich dafür am BMWK-Modell.
Die strategischen Handlungsfelder Souveränität, Interoperabilität und Nachhaltigkeit bieten B+T im Anpassungsprozess greifbare Anhaltspunkte für die
Überprüfung und Korrektur. Ziel der Unternehmensführung ist es, langfristig, unter den gegebenen Rahmenbedingungen frei und selbstbestimmt zu agieren.
Das Ganze erfolgt im regen Austausch mit Lieferanten, Kunden, Behörden, Marktbegleitern und sonstigen Interessengruppen. Das Engagement in diversen
Verbänden, das Mitwirken bei vielen Forschungsprojekten, das Pflegen von Kontakten beispielsweise zu Bildungseinrichtungen sind für B+T
Herzensangelegenheit und bieten die Chance, ständig den Finger am Puls zu haben.
Entscheidungen werden im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit getroffen, um langfristig auf dem Markt zu bestehen. Das umfasst neben dem Klimaschutz auch
gute Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und natürlich die gesellschaftliche Akzeptanz.
Ein zentrales Element von Industrie 4.0 ist die Digitalisierung von Produktionsprozessen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), die eine
erhöhte Automatisierung und Effizienz gewährleisten. Sie helfen Engpässe besser zu antizipieren und alternative Lösungen schneller zu implementieren.
Hier sieht sich B+T in der Branche in einer Vorreiterrolle. Aktuell ist das Unternehmen dabei, KI im komplexen Prozess der Angebotserstellung
einzuführen. Investitionen in solche Innovationen haben bei B+T einen hohen Stellenwert.
Resilienz in Energie, Chemie, Ersatzteilen und Mensch
Energie:
Betriebe der Galvanotechnik sind äußerst energieintensiv. Sie sind zudem auf eine konstante Energieversorgung angewiesen, da sie im
Dreischichtbetrieb an sieben Tagen in der Woche produzieren. Der jüngste Vorschlag der Bundesregierung, die Produktion an die Verfügbarkeit von
erneuerbaren Energien anzupassen, ist daher mehr als unrealistisch.
Durch Stromverträge, die über einen längeren Zeitraum abgeschlossen günstiger sind, befinden sich produzierende Betriebe in Abhängigkeit von ihrem
Versorger, daher verbleiben in diesem Bereich lediglich Maßnahmen wie die Einsparung oder der Einsatz neuer technischer Möglichkeiten. Die
Ausstattung von Anlagen mit Sensorik, auch in der Peripherie, ermöglicht B+T ein effektives Energie-Monitoring und liefert Erkenntnisse zur
Optimierung des Verbrauchs. Verbunden mit vorausschauender Auftragsplanung können daher kostenintensive Stromspitzen vermieden werden. Weitere
Automatisierungstools, wie der Einsatz von RFID-Technologie tragen zur Effizienzsteigerung bei. Auch hält KI mittlerweile Einzug in der Produktion –
B+T konnte bereits vor einigen Jahren damit erste Erfahrungen als Anwendungspartner im Forschungsprojekt SmArtPlaS machen.
Chemie:
Um Lieferengpässe bei Chemikalien – welche zuletzt durch den Ukraine-Krieg auftraten – und damit drohende Anlagenstillstände zu vermeiden, hat B+T seine Bezugsquellen ausgeweitet, die Lagerbestände optimiert und setzt auf Reduktion des Chemieeinsatzes. Die Badchemikalien werden durch das hauseigene Labor täglich, die Elektrolyte mit Onlineanalyse-Verfahren dauerhaft überwacht und nach dem eigens entwickelten ProStab-/ProOp-Prinzip optimiert. Die Expertise in diesem Bereich stellt B+T im Forschungsprojekt KI-InGaTec unter Beweis. RFID-Technologie kommt nicht nur bei der Lagerhaltung der Chemikalien zum Einsatz, sondern auch in der Produktion bei den Anlagen mit wechselbaren Bädern.
Ersatzteile:
Die Lagerbestände von Ersatzteilen lassen sich mit RFID einfach und schnell überwachen, bei kritischen Teilen wird entsprechend zeitig bestellt oder nach Alternativen gesucht. Dabei stehen regelmäßig sowohl Materialien als auch Lieferanten auf dem Prüfstand. Bei einigen Ersatzteilen konnte B+T durch Standardisierung effizienter werden: An den unterschiedlichen Anlagen kommen, soweit möglich, die gleichen Pumpen, Ventile und ähnliche Verschleißteile zum Einsatz. Predictive Maintenance, also die vorausschauende Wartung, trägt dazu bei, die Lebensdauer von Maschinen zu verlängern und Ausfälle zu verhindern.
Mensch:
Der Mensch bleibt das wichtigste Element eines erfolgreichen Unternehmens, erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels und demografischen Wandels.
B+T ist ein traditionsreiches Familienunternehmen, mittlerweile in dritter Generation, das großen Wert auf die Pflege einer familiären
Unternehmenskultur legt. Frank Benner, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe, kennt alle seine Mitarbeiter mit Namen, kennt
ihren Werdegang und ihre Geschichte. Die Töchter Annalina und Sarah Benner haben schon in der Schulzeit im eigenen Betrieb mitgeholfen. Sie sind
in ihrer Funktion als Gesellschafterinnen mit sämtlichen Prozessen und Entwicklungen im Betrieb vertraut.
Bei B+T steht der Mensch im Mittelpunkt, hier werden seine individuellen Fähigkeiten und Stärken gefördert. Engagement wird gewürdigt und belohnt.
Die Galvanotechnik ist nach wie vor eine von Männern dominierte Branche. Auch bei B+T bleibt der Frauenanteil mit 23 Prozent weit hinter dem der
männlichen Kollegen zurück. Im Top-Management und in der Gesellschafterstruktur sind die Frauen jedoch stärker vertreten.
81 Beschäftigte der 111-köpfigen Belegschaft im Jahr 2023 waren Deutsche, die anderen kamen aus Süd- und Osteuropa, aus Asien oder Afrika. Ihre
Integration in unsere Gesellschaft gelingt am besten, wenn sie in die Prozesse eingebunden werden und im Alltag mit ihren Kollegen interagieren.
Die Sprachbarrieren werden bei B+T mittels moderner Technologie, wie mobilen Übersetzungsgeräten, bildhaften Darstellungen oder Anleitungen im
Videoformat überwunden.
Das Thema Arbeitssicherheit wird bei B+T großgeschrieben. Daher werden Schulungs- und Arbeitssicherheitsinformationen in der jeweiligen Sprache
zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Management-Review wird die Mitarbeiterentwicklung überwacht, die Schulungsquote für das Jahr 2023 lag bei
85 Prozent und übertrifft damit die gesetzte Mindestschulungsquote von 75 Prozent.
Der betriebliche Arbeitssicherheitsindex (ASI) wird vierteljährlich mittels der FMEA-Methode ermittelt. Dabei werden sämtliche Abteilungen anhand
bestimmter Kriterien überprüft: die mechanische, elektrische, biologische oder thermische Gefährdung, Gefahrstoffe, Brandgefährdung, physische
Einwirkungen, physische und psychische Gefährdung, Gefahren durch Umgebungsbedingungen. Dadurch gelingt es B+T, gezielte Maßnahmen zu ergreifen,
um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu gewährleisten, Arbeitsunfälle oder Gesundheitsschäden zu minimieren.
Die Altersstruktur bei B+T ist eher untypisch für Gesamtdeutschland. Während der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der
Altersgruppe der 40- bis 59-jährigen am höchsten ist1, verzeichnet B+T den höchsten Anteil bei den 25- bis 39-Jährigen. B+T scheint
es gelungen zu sein, auch von jungen Menschen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
2023 hat B+T mit neun Azubis wieder überdurchschnittlich viele junge Menschen für das Berufsleben qualifiziert. Die Ausbildungsberufe umfassen
nicht nur die typischen Galvanotechnik-Berufe, sondern bilden das gesamte Spektrum der im Betrieb erforderlichen Kompetenzen ab.
B+T schreibt sich auf die Fahne, über den Tellerrand hinauszuschauen. Das stellt das Unternehmen mit seinem Engagement in verschiedenen
Forschungsprojekten, seiner Kooperation mit diversen Schulen und Universitäten unter Beweis. Nachfolgend einige Beispiele: Im Pilotprojekt mit
Gesamtschule Schwingbach wird Hauptschülern der Berufseinstieg in einem zweiwöchigen Praktikum und anschließendem Praktikumstag (einmal pro
Woche im restlichen Schulhalbjahr) erleichtert; B+T ist Sponsor von Hardware und Knowhow an regionalen Schulen (Werner-von Siemens-Schule,
THS Wetzlar); CTO Edgar Kaufmann, Dipl.-Chemieingenieur (FH) hält regelmäßig Vorträge in Berufsschulen, zum Beispiel in der Gewerblichen Schule
Schwäbisch Gmünd; u.v.m.
Nachhaltigkeit nachweisen
B+T ist nicht verpflichtet, einen ESG-Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen – und dennoch hat das Unternehmen für 2023 einen verfasst. Darin werden sämtliche Fortschritte des Unternehmens, die für Kunden, Stakeholder und die gesamte Öffentlichkeit von Interesse sind, veröffentlicht. Diese im Detail zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Die Geschäftsleitung liefert darin Kennzahlen für die vorangegangenen drei Jahre aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung und macht die Nachhaltigkeitsstrategie transparent. Kunden erhalten ein Zertifikat, das den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte abbildet, bezogen auf den Produktionsschritt bei B+T.
Fazit
Resilienz ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil für die nachhaltige Entwicklung und den langfristigen Erfolg von Unternehmen – insbesondere
in der Galvanotechnik. Die Fähigkeit, sich flexibel an neue Herausforderungen anzupassen, wird nicht nur durch technologische Innovationen,
sondern auch durch gezielte Investitionen in Mitarbeiter und Nachhaltigkeit gestärkt. Unternehmen, die Resilienz als strategischen Faktor
begreifen, sichern sich langfristig Wettbewerbsvorteile und tragen gleichzeitig zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel,
Fachkräftemangel und Lieferkettenproblemen bei.
Ein wichtiger Aspekt der Resilienz ist allerdings auch die Fähigkeit, neue Chancen zu erkennen und wahrzunehmen. Die jüngsten politischen
Entwicklungen – von verschärften Regulierungen bis hin zu geopolitischen Unsicherheiten – können Unternehmen dazu bewegen, ihre
Produktionsstrategien zu überdenken. So kann die Verlagerung oder Ausweitung von Produktionskapazitäten ins Ausland eine Möglichkeit sein,
neue Märkte zu erschließen, Lieferketten zu stabilisieren und von wirtschaftlich günstigeren Bedingungen zu profitieren. Dies unterstreicht,
dass Resilienz nicht nur auf das Aushalten von Krisen abzielt, sondern auch darauf, aktiv neue Potenziale zu nutzen und Chancen für nachhaltiges
Wachstum zu erschließen.
Autoren: Edgar Kaufmann, Frank Benner, Norbert Kaufmann, Sigrid Frey
1Quelle für Deutschland: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1132916/umfrage/beschaeftigtenanzahl-nach-alter-und-geschlecht/
Zahlen von B+T Oberflächentechnik GmbH
Kontakt:
B+T Unternehmensgruppe
Sigrid Frey
Marketing / Kommunikation
Tel.: 06441 / 7806-0
Mail: s.frey@bt-unternehmensgruppe.de

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